Wie essen wir heute?
Ernährungslügen und der rasante Wandel der Esskultur
Ein schonungslos offenes Sachbuch zum Thema Essenskultur mit einem Vorwort von Vincent Klink? Kann das funktionieren? Ja, das kann es!
Jeder von uns kennt es. Wir essen heute anders. Jede noch so bescheidene kleine Mahlzeit wird fotografiert und ins Internet gestellt. Können wir nicht mehr ohne Handy essen? Scheinbar nicht.
Über den Foodporn-Trend hinweg gelangen wir gleich zum Veganismus und dessen Sonnen- wie auch Schattenseiten.
Was wäre jedoch Veganismus ohne den Trend zum Neuen Fleisch aus dem Reagenzglas? Kriener berichtet hier offen und ehrlich auch über den Trend zum Ersatzfleisch aus Insektenmehl.
Fern ab den Laboren stehen jedoch nach wie vor unsere Rinder auf der Weide und frohlocken mit leckeren Steaks, Würsten und Hackfleisch. Doch auch hier sollten wir die Zukunft unserer Fleischtierhaltung kritisch betrachten.
Auch mit Bio kann man als Verbraucher so einiges falsch und lokal betrachtet sogar auch etwas richtig machen. Ich war überrascht über die Zahlen und Fakten, wie wenig Bio eigentlich lokal auf dem Markt und mit welchen Zahlen auf dem Weltmarkt gerechnet wird.
Die Fragen, die man sich als Leser stellen sollte, werden hier definitiv beantwortet. Muss es also jeden Tag eine Avocado sein?
Vom Fleisch zum Fisch, doch was essen wir eigentlich da? Ob Wildfang, Bio oder mit einem mehr oder weniger dubiosen Siegel versehen betrachten wir unseren Ozean einfach mal als leergefischt.
Kriener beleuchtet auch das scheinbare Allheilmittel dessen. Aber Aquakultur ist auch hier nicht die richtige Lösung unseres Problems.
Zum Abschluss beschäftigt sich Kriener noch mit unserem heißgeliebtem Zucker, dem unglaublichen Run auf Superfoods und unserem unverzichtbaren Wein.
Mit Manfred Kriener kann einem schon mal der Hunger auf Lachs und die Lust auf ein Gläschen Bordeaux vergehen.
Aber sind wir mal ehrlich, uns geht es noch gut und wir sind in der glücklichen Lage, nicht hungern zu müssen.
Kriener zeigt mit seinem „Leckerland ist abgebrannt“ kurz und knapp auf, was bei unserem täglichen Essen eigentlich so alles im Argen liegt.
Besser könnte ein Sachbuch nicht sein. Wer sich tiefer einlesen will findet ausreichende Hinweise im Register. Es lohnt sich als Verbraucher hier mal genauer hinzusehen und das nicht nur auf das Kleingedruckte auf der Fertigsuppentüte!
Vielen Dank an Manfred Kriener, an den Hirzel-Verlag und an Literaturtest für das Rezensionsexemplar!
Liebe Tina,
der Autor dankt für die fundierte Rezension. Endlich mal jemand, der nicht nur den Klappentexte abschreibt, sondern eigene Gedanken zu Papier bringt. Und das Buch auch wirklich gelesen hat.
beste Grüße
Manfred Kriener