Neunhundert Jahre französische Liebe in einem Buch? Geht das? Ja klar.
Mit Marilyn Yalom starten wir bei den Schutzheiligen französischer Liebespaare und gehen dann zur Minne. Dort werden wir fündig. Ob galant, komisch oder gar tragisch. In Frankreich gibt es dazu zahlreiche Vorbilder. Ob Moliére oder Racine, in jeder Epoche gibt es einen Vorreiter für die Liebe.
Was im zwölften Jahrhundert anfing, zieht sich mit Rousseau mit seinen Verführungen bis hin zu zahlreichen legendären Liebensbriefen.
Yalom macht aber auch keinen Halt vor der Sehnsucht nach der Mutter. Während uns die Mutterliebe oft abschreckt oder ganz in Vergessenheit gerät, führt uns Balzac mit seinen Gedichten und Geschichten wieder zu dem Kind in uns zurück.
Mit George Sand debattieren wir als Leser in der Romantik, die mir ganz persönlich etwas zu weit geht.
Endlich zieht auch Madame Bovary ihre Strippen und lässt die Frauen endlich mal an die Macht. Mit ihr zieht im damaligen Frankreich eine ganz neu gelebte Liebe ein. Nur um kurz darauf erneut von einem berühmten Mann wieder zunichte gemacht zu werden.
Cyrano de Bergerac hat es nicht so mit Madame de Bovary.
Mutig wird Yalom mit dem Kapitel 11. Liebe zwischen Männern zeigen die Autoren Wilde und Gide sowie Verlaine und Rimbaud ohne Einwende und mit herzlicher Offenheit.
Bei Proust wird die Liebe zu etwas Neurotischem. Sie wechselt stets zwischen Sehnsucht und Verzweiflung hin und her…
Angekommen im 21. Jahrhundert wird uns jedoch schnell klar, dass wir uns selbst immer wieder in den vorherigen Zeiten wiederfinden.
Kokett schildert Marilyn Yalom, was eine Französin eigentlich unter dem Wort Liebe versteht. Schonungslos offen wird über Männerliebe, Frauenliebe und die Liebe zum Objekt erzählt. Untermalt und unterlegt mit zahlreichen Bildern, Briefen und Gedichten findet man als Leser leicht in ein so komplexes Thema. Besonders gut gelungen war die Auswahl an Filmszenen.
Ein Spiegelbild durch die Geschichte der Liebe! Wer alles über die Liebe wissen will: Voila!
Vielen Dank an Marilyn Yalom, an den Graf Verlag sowie an Vorablesen für das Rezensionsexemplar.