Was tun, wenn sich ein flüchtiger Bekannter zu Besuch ankündigt? Normalerweise würde man sich freuen, jedoch ist sich Nili unsicher, ob sie diesen Besuch wirklich empfangen will. Die israelische Gastfreundschaft ist legendär und eine Absage wiegt schwer.
Nili erinnert sich sodann täglich bis zur Ankunft an ihre bereits lange vergangenen Tage in Paris zurück. Es waren glückliche und unbeschwerte Tage.
In der Familie von Nili und Nataniel kriselt es schon länger. Alle verleben abwesend voneinander ihre Zeit und gehen ihrem Alltag nach, ohne sich gegenseitig umeinander zu kümmern. Wird der Besuch das Leben von Nili gänzlich ändern?
Nili schwelgt in ihren Erinnerungen und stellt sich vor, wie es gewesen wäre, statt Nati den Besucher gewählt zu haben.
Die Situation der Familie gerät ins Trudeln. Die Tochter Dida entwickelt sich zu einem pubertierenden Monster. Die jüngere Schwester Asia, von Melancholie überkommen, erleidet einen Anfall nach dem nächsten.
Als Leser will man ständig eingreifen. Will die Charaktere schütteln, ihnen einen Ausweg zeigen.
Diese Familie scheint bunt zusammengewürfelt, nichts scheint gewachsen. Alles macht den Anschein, als ob es von heute auf morgen plötzlich so gewesen wäre, ohne Kennenlernen, ohne Freundschaft, ohne Liebe.
Fazit:
Hila Blum hat mit „Der Besuch“ ein trauriges Familienbild geschaffen. Regelmäßig verordnet Blum Nili und Nata eine Krise, damit es auch ja nicht langweilig wird.
Die Charaktere lieben sich alle viel zu sehr selbst. Ein gegenseitiges Öffnen und ein Miteinander sucht man hier vergeblich.
Man hofft bis zur letzten Seite, dass hier eine endgültige Lösung in diesem Drama gefunden wird.
So ganz konnte ich mich mit diesem Roman nicht anfreunden, zu sehr hat mich dieses Hin- und Her der Charaktere beschäftigt. Normalität sucht man hier vergebens. Mir stellt sich die Frage, wie sich Nili und Nati überhaupt gefunden haben.
Vielen Dank an berlin-Verlag, an Hila Blum und an Lovelybooks für die Leserunde und das Rezensionsexemplar.