Heute ging es mit dem Zug nach London. Via Marylebone und Waterloo ging es zum Trafalgar Spuare. Jedes Jahr gibt es eine neue Statue vor der National Gallery zu bewundern.
Drinnen ist die Hölle los. Über zahlreiche Schulklassen jeglichen Alters, die sich wohlgemerkt tadellos benehmen, habe ich eher so meine Mühe mit den Instasternchen, die sich vor van Goghs Sonnenblumen nochmal die Haare schön machen müssen. Geht’s noch?
Ob Renoir, van Gogh, Rubens oder ein klassischer britischer Turner – hier wird man fündig. Altehrwürdige Hallen, Sitzgelegenheiten die einem Zeit lassen, sich die Bilder mal in Ruhe anzusehen.
Über den aufgepeppten Seitenarm gelangt man zu Muriels Kitchen – feines kleines und leckeres Café mit zahlreichen glutenfreien Lunchgelegenheiten – sehr zu empfehlen.
Danach geht es weiter zu Fuß zur Regent Street. An Chinatown vorbei wird es jetzt teuer. Ob Mulberry, Burberry und Dior – einmal hoch und runter lande ich doch wieder in der Carnaby-Row. Diese kleine peppige Parallelstraße mag ich einfach lieber. Schöne altehrwürdige Pubs und entspanntere Läden.
Auf der Rückfahrt gönne ich mir einen Abstecher in Bicester Village – dem Luxusoutlet. Hier passe ich lustigerweise so gar nicht her. Ich trage werde Pelz noch spreche ich russisch oder chinesisch. Das sehr chice „Outlet“ liegt immer noch eine Kommastelle über meinem Geldbeutel. Ganz im schweizer Chalet-Stil aufgemacht mit zahlreichen Blumendekors ist es ein Hingucker, mehr aber auch nicht. Das Personal ist so aufgesetzt freundlich, dass ich fast schon sprachlos bin und fast mein höfliches „Thank you“ vergesse. Ich komme mir vor wie auf einem anderen Stern. Wer also in der Regent-Street kein Schnäppchen macht, kommt hier scheinbar auf seine Kosten. Wo bitte geht’s zum Bahnhof und wo bitte sind denn all die Briten hin? Ich höre hier niemanden Englisch sprechen. Im Zug nach Oxford begleiten mich zwei junge Chinesinnen. Von Kopf bis Fuß in Dior und YSL gekleidet – mir ist klar, wo die Briten hin sind. Der Ausverkauf ihres Landes ist mir nie klarer geworden wie heute.
Nur um das klarzustellen, ich bin nicht neidisch. Aber ich bedaure den Abverkauf eines so klassischen Landes sehr. Gekaufte Bildung in Oxford, „Alltags-Kleidung“ im Wert von über 10.000 € und dann vor van Goghs Sonnenblumen in Pose werfen – ist das unsere Zukunft?