1. Gedichte, ist das in der heutigen Zeit von Instagram und Snapchat noch zeitgemäß?
Ich bin der Meinung, dass heute generell zu viel geschrieben wird. Ob Facebook, Instagram, oder andere Medien – heute darf jeder schreiben und sofort seine Gedanken veröffentlichen. Wir haben ein großes Bedürfnis uns, auf diese Weise, mitzuteilen, vielleicht, weil in realem Leben keiner hört uns wirklich zu. Die Gedichte wirken in dieser Welt ziemlich rustikal, aber manchmal brauchen wir etwas rustikales, um zu uns selbst zu finden.
2. Was war Ihr “Auslöser”, sich ausgerechnet für das Genre “Lyrik bzw. Gedichte” zu entscheiden?
Gedichte in ihrer Kurzform, geben mir die Möglichkeit Themen, die für mich von Bedeutung sind, auf dieser Weise, ziemlich schnell zu verarbeiten, anzuhalten, anzusprechen. Ich möchte manchen Ereignissen ihre Wichtigkeit bescheinigen und die für mich selbst, unvergesslich machen. Kurz und schnell, wie das Leben selbst. Das Leben ist manchmal zwar ein Roman, aber solchen zu schreiben bedarf mehr Zeit, als ich im Moment habe.
3. Wie reagiert ihr persönliches Umfeld, wenn diese sich in Ihren Gedichten selbst erkennen?
Es klingt vielleicht unglaubwürdig, aber eigentlich weiss kaum jemand, dass ich schreibe. In dieser Hinsicht bin ich mehr, wie ein anonymer User, der sein Profil nicht ganz offenbaren will.
4. Selbstreflexion scheint ja heute kein Thema mehr zu sein. Das komplette Leben findet in der Öffentlichkeit statt, sollte man sich wieder mehr zu sich selbst als Mensch besinnen?
Es herrscht fast gerade eine Art Exhibitionismus – alles will gezeigt werden, alles will öffentlich erlebt werden. Es gibt immer weniger Tabus, dafür immer mehr Toleranz. Wir würden uns vieles vorwerfen lassen, aber intolerant will keiner mehr sein.
Dazu verhalten uns oft so, als ob wir unsterblich wären. Selbstreflexion fängt oft dann an, wenn uns klar wird, dass unsere Zeit begrenzt ist und wir uns mit der Selbstfindung besser beeilen sollen.
5. Gibt es noch weitere Projekte von Ihnen?
Ich werde vermutlich weiter schreiben. Es ist meine Art zu mir selbst zu finden, inne zu halten, mich zu erfreuen, begeistern,
empören und manchmal gar nicht so sein, wie ich es bin, sondern so, wie ich es gerne wäre. Und nicht hätte.
Ich bedanke mich herzlich bei J. Knecht für das kleine feine Interview!
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